
Du blickst Ishan an. „Es tut mir Leid“, sagst du. Seine Augen verengen sich und er lächelt.
„Tja“, sagt er. „So ist es wohl, oder? Am Ende steht sich jeder selbst am nächsten.“ Er reicht dir Die Hand. Mit einem tiefen Schmerz im Herzen ergreifst du sie… doch da blitzt mit einem Mal Metall im Feuerschein. Blitzschnell hat Ishan ein Messer gezogen, von dem du nicht einmal wusstest, dass er es besitzt und hat es dir an den Hals gelegt. Du spürst seinen warmen Atem an deinem Ohr.
„Verzeihung, Held“, zischt er. „Doch du bestimmst nicht über mein Leben.“
„Ishan“, fleht Evelyn. „Das ist der Held! Du kannst nicht den Helden von Aldcrest bedrohen. Ohne ihn sind wir alle verloren!“
„Pfeile anlegen“, brüllt Riley. Die Situation eskaliert innerhalb von Sekunden. Ben schlägt sich mit der flachen Hand vor die Stirn, doch auch er nimmt einen Bogen von seinem Rücken.
„Schießt!“
Pfeile sausen durch die Luft. Einer trifft Ishan ins Bein, jemand schlägt dir das Schwert aus der Hand und etwas prallt gegen deinen Kopf. Rileys Mannen überrennen euch, packen dich, Ishan und Evelyn und legen euch fesseln an.
„Bester Schwertkämpfer“, sagt Evelyn verächtlich. „Und deswegen verhandeln wir nicht.“
Die Bande bindet euch alle an einen Baum. Du nickst ein und wirst erst wach, als sich etwas neben dir bewegt. Als du blinzelst, erkennst du Ishan, der sich die Handgelenke reibt. Er muss es geschafft haben, sich aus den Fesseln zu winden. Du schöpfst Hoffnung.
„Binde uns los“, wisperst du. Mondschein erhellt Ishans Gesicht. Bisher hast du immer gemeint, in seinen Zügen die Wärme eines schelmischen Charakters zu sehen. Davon ist nichts geblieben. Langsam beugt er sich herunter, bis ihr nur noch Millimeter voneinander entfernt seid. Wenn du zuckst, kannst du mit deiner Nase sein Kinn berühren. Seine Lippen nähern sich deinem Ohr.
„König Ace hat ganz in seinem Sinne gewählt“, flüstert er. „Du bist von gleicher Seele wie der grausame König, der dieses Land regiert und Diener wie Sklaven als Drachenfutter mit auf Reisen gibt.“
Die fehlen die Worte. Kurz streifen die Lippen dein Ohrläppchen. Dann ist nichts als kalte Nachtluft um dich. Ishan ist geflohen. Und hat dich zurückgelassen.
Am nächsten Morgen ist Riley außer sich, weil ihr einer der Gefangenen entkommen ist. Nicht einmal Ben kann sie beruhigen. Voller Wut bringt sie dich an den Hafen und verkauft dich an eine fahrende Händlerin, die eine Menge Tiere mit sich herumführt und zu deinem Erschrecken, scheinbar tiefgründige Konversationen mit ihnen zu führen scheint. Du wirst ihr neuer Hilfssklave, nachdem der Letzte von einem schlecht gelaunten Löwen gefressen wurde. Katherine, wie die verrückte Dame heißt, besteht darauf, dass es nicht die Schuld des Löwen war. Nach einigen Jahren hörst du über verschiedene Gerüchte, dass Eveyln wohl im Wald geblieben ist und einen der Räuber geheiratet hat. Von Ishan hat niemand mehr etwas gesehen und gehört. Du verbringst deine Tage mit Katherine und nach und nach lernst du, mit der verrückten Dame zu leben und sie zu schätzen. Zwischen euch entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, auch wenn du das Gefühl hast, dass da vielleicht ein bisschen Stockholm-Syndrom mitspielt. Ihr kauft euch eine Farm, auf der mehr als zweihundert Fluchttiere leben, die sie aufgenommen hat. Ihr gründet gemeinsam eine eigene Religion und ruft eure Farm zum neuen Staat aus. Ihr bringt den Tieren die Grundzüge eines gut funktionierenden Staatssystems aus und lebt fortan als Staatschefs eures eigenen kleinen Reiches. Manche nennen euch größenwahnsinnig, aber dir bringt eine Bergziege jeden Morgen den Kaffee. Wer kann das schon von sich behaupten? In jedem Falle hat die Prinzessin Pech gehabt.
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ENDE
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"Imperator des Kleintierreichs"
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