„Ich will alles über dieses Weihnachten wissen, von dem alle reden!“

Mit diesem einfachen Satz von Eddie fing alles an und Kathy fand sich schnell mit einer etwas weniger einfachen Realität konfrontiert. Denn Eddie hatte es doch tatsächlich geschafft sich mit nach Lüneburg zu schmuggeln, obwohl er eigentlich hatte in Aldcrest bleiben sollen.

„Das wäre viiiel zu langweilig gewesen“, gab das dreischwänzige Eichhörnchen mit erhobener Zehe zu verstehen. „Und ganz vielleicht, hätte ich dich auch ein winziges bisschen vermisst“, ergänzte er leise und mit Dackelblick. Er hatte schnell verstanden, dass große runde Augen in den Menschen Gefühle auslösten, gegen die sie schwer ankamen.

Und so ging es auch Kathy, die sowieso nichts mehr gegen seine Anwesenheit unternehmen konnte. Und abgesehen davon, war sie ja auch ein bisschen froh, dass er hier war und sie die Weihnachtsfeiertage nicht allein durchstehen musste.

Nach einer kurzen Erläuterung warum man überhaupt Weihnachten feiert (ihr kennt die Geschichte – Jesus und so), wollte Eddie gerne verschiedene Weihnachtstraditionen kennenlernen.

So kam es dann auch an einem Freitagabend dazu, als Kathys Familie gerade auf einem Orchester-Konzert ihrer Schwester war, dass Eddie die erste Weihnachtstradition kennenlernte.

„Eine sehr bekannte und sehr wichtige Tradition ist der Adventskranz.“

„Ohh, kann man den Essen?“ Eddis Augen wurden bereits groß, vor Freude.

„Nein, gab Kathy lachend zurück. Zum Essen ist der nicht.“

Etwas enttäuscht nahm Eddie auf Kathys Schulter Platz, während diese mit zügigen Schritten auf einen Blumenladen zuhielt.

„Der Kranz wird aus Tannengrün gebunden, je nach Wunsch verziert, und mit 4 Kerzen bestückt, welche nach und nach an den 4 Adventssonntagen angezündet werden.“

Eddie nickte konzentriert. Er hatte sich bereits sehr viele menschliche Verhaltensweisen angewöhnt, was Kathy sehr oft zum Schmunzeln brachte, sah es doch zu putzig aus.

Als sie den Blumenladen erreichten, nahm Eddie in Kathys Kapuze Platz, um nicht gesehen zu werden. Dennoch hielt es seine Ohren stets gespitzt um nichts zu verpassen. Er verstand zwar nichts, aber der völlig andere Sprachklang faszinierte ihn.

Nach kurzer Zeit verließ Kathy mit einem Bund Tannengrün und einigen Dekomaterialien wieder das Geschäft.

„Ich finde ja immer noch das klingt so passiv aggressiv, wenn ihr Deutschen miteinander redet. Aber na gut. Binden wir jetzt den Kranz?“

„Wir brauchen nur noch etwas Draht“, antwortete Kathy schmunzelnd.

Nachdem die Beiden wieder Zuhause angekommen und alle benötigten Materialien auf dem Tisch bereit gelegt waren, begannen sie mit ihrer Arbeit. Kathy zeigte Eddie wie groß die Tannenzweige sein mussten, um sie gut zu binden, und Eddie nagte sie ihr zurecht.

Als der Kranz fertig gebunden war, durfte das Eichhörnchen die Dekoration aussuchen und – Überraschung – es entschied sich für die Kiefernzapfen. Außerdem fanden noch getrocknete Orangenscheiben und Zimtstangen einen Platz auf dem Kranz. Zu guter Letzt, durfte Eddie noch die Kerzen auf die Halter stecken.

Gemeinsam betrachteten die beiden ihren Adventskranz.

„Er ist wirklich toll geworden, Eddie!“

„Ich habe eben ein Auge für Kunst“, gab er todernst zurück.

„Und sieht dein Auge für Kunst auch, das hier jetzt noch dringend aufgeräumt werden muss?“

„Ja, das solltest DU wirklich dringend noch machen. Nicht, dass du noch Ärger von deinen Eltern bekommst“, gab Eddie zurück und kroch gähnend in Kathys Jackentasche.

Kathy konnte nur den Kopf schütteln und sich dem Aufräumen widmen.

Jetzt kam der Kranz erst richtig zur Geltung.

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