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The Magic of
Aldcrest

Dein Valentins-Date ist
Erin Sofia Wood
„Da bist du ja! Das wurde aber auch Zeit. Ich dachte schon, ich muss ohne dich fahren und das wäre ja wohl zu schade gewesen. Los, beeil dich… der Bus fährt sonst.“
„Dir auch… einen wunderschönen Abend“, begrüßt du dein Date vorsichtig.
„Ein wunderbarer Abend in der Tat“, bestätigt Erin. „Heute Abend schreiben wir Geschichte.“ Sie versetzt dir einen Schubs vorwärts.
„Blutige Geschichte?“, scherzt du.
„Wir werden sehen“, sagt Erin grimmig und mit einem Mal bist du dir nicht mehr ganz sicher, ob das hier wirklich so eine tolle Idee war.
Dort, wo normalerweise der Schulbus hält, parkt jetzt ein bunt bemalter, großer Wohnwagen. Die Geräusche von vielen Menschen dringen aus dem Inneren, es klingt, als wäre eine wilde Party im Gange. Erin klopft einen komplizierten Rhythmus gegen die Tür, die sie mir ihrer Winzgröße kaum erreicht. Kurz überlegst du ihr Hilfe anzubieten, entscheidest dich dann aber, dass du an deinem Leben hängst. Ein junger Mann öffnet dir.
„Erin!“, begrüßt er sie freudig. „Und wer ist das? Dein Genosse?“
„Mein Date“, verkündet Erin stolz. „Mein Date, das sich dafür entschieden hat, den Valentinstag nicht wie der Großteil der Gesellschaft in bequemen Konsum zu verbringen, sondern aufzustehen, seine Überzeugungen hinauszuschreien und die Welt zu verändern!“
„Habt ihr das gehört? Erins Date ist einer von uns!“
Jubel und Applaus begrüßen dich, als du in den Bus kletterst. Im Inneren des Wohnwagens befindet sich eine Truppe von circa zwanzig Leuten, die meisten Jugendliche, die meisten alternativ gekleidet, allesamt jedoch mit einem Strahlen in den Augen, das etwas Ansteckendes hat.
„Hi“, stellst du dich vor und schielst zu Erin. „Hi, ich bin...“
„Hey, yo, nimm dir ein Banner. Setz dich, setz dich.“
„Hier, ein Schal für dein Gesicht. Komplette Gesichtsverdeckung ist gesetzlich verboten, aber eine Cap und ein Halstuch tun auch ihr Ding.“
„Hast du schon ein Megafon?“
„Wow“, machst du, als du erkennst, was es hiermit auf sich hat. „Ihr seid eine Protest-Gruppe. Demonstranten.“
Lachen brandet durch den Wohnwagen, von dem du jetzt bemerkst, dass er sich unweigerlich auf die Reise gesetzt hat.
„Dein Date ist witzig“, scherzt ein Junge und knufft Erin. „Hat Humor.“
„Wofür demonstriert ihr?“, erkundigst du dich und fängst dir einen bösen Blick von Erin auf. „Wofür demonstrieren wir?“, verbesserst du dich schnell.
„Für die Tiere und den Wald!“, erklärt ein Mädchen. „Heute Abend ist das Einweihungsfest auf der großen Wiese in Aylescot für einen Freizeitpark.“
„Freizeitpark“, wiederholt ein Junge wie eine Krankheit.
„Dieses Gelände steht direkt neben dem Naturschutzgebiet“, ärgert sich Erin. „Der Lärm, die Besucher, der Müll… weißt du, wie viele Jungvögel dort aufwachsen? Wie viele Tiere aus ihrem Lebensraum vertrieben werden? Wozu braucht Aylescot einen Freizeitpark? Die haben sowieso kaum Tourismus.“
„Vielleicht soll der Freizeitpark das ändern“, wirfst du vorsichtig ein.
„Du hast die Flyer vom Feind gelesen“, sagt ein Junge. „Finde ich gut. Man soll seinen Gegner kennen.“
„Heute Abend schreiben wir Geschichte“, wiederholt Erin zufrieden. „Wir werden nicht zulassen, dass dieses Gebiet dem Konsum und der menschlichen Gier anheim fällt. Für die Tiere und den Wald!“
Sie reckt die Faust.
„Für die Tiere und den Wald!“, brüllt die Gruppe und der Fahrer drückt zur Bestätigung zweimal auf die Hupe.
Wo bin ich hier nur reingeraten, denkst du besorgt.
*
Eine Stunde später ist jede Besorgnis verschwunden. Du stehst mitten in der Masse zwischen hunderten von Demonstranten. Es nieselt ein bisschen, aber das stört keinen, denn in all den Leuten brennt ein Feuer, das jede Kälte vertreibt. Der Bürgermeister auf seiner Bühne kommt gar nicht zu Wort. Ihr übertönt ihn. Du hättest nicht gedacht, dass so ein kleines Persönchen wie Erin eine dermaßen laute Stimme hat.
„Nieder mit dem Regime!“, brüllt sie und schwenkt ihr Banner. Dann rammt sie dir ihren spitzen Ellbogen in die Seite. „Komm, wir nehmen die Bühne ein!“, schlägt sie vor.
„Was?“ Du reißt die Augen auf.
„Wenn der Wechsel ist, hilfst du mir nach oben und dann übernehme ich das Mikro!“
„Erin...“
„Los jetzt! Denk an die Spechte, die sterben müssen, wenn wir heute schweigen.“
Du erkennst schnell, du hast keine Wahl.
„Simon!“, plärrt Erin einen Kerl an. „Wir brauchen eine Ablenkung!“
„Alles klar, Chef.“ Kurz darauf geht irgendwo etwas in Flammen auf. Du stellst keine Fragen, sondern folgst dem kleinen Mädchen vor dir und ihrem riesigen Banner.
Zwei Polizisten könnt ihr umrunden, dann erhebt sich die Bühne vor euch. Die Demonstranten wirken wie eine Masse. Jemand greift dir unter die Achsel und hilft dir hoch. Erin ist schon auf den Beinen, stürzt sich vor auf das Mikro und Jubel brandet auf.
„FAKTEN!“, brüllt sie, was eigentlich gar nicht nötig ist, weil der Verstärker das übernimmt. „JEDES JAHR WERDEN BEI DEN SPORTMEISTERSCHAFTEN HIER AUF DEN AYLESCOT WIESEN 300 TONNEN MÜLL PRODUZIERT!“
Stampfen in der Menge. „DIESE ZAHL IST DURCH DEN EINSATZ VON MAGIE BEREITS GERINGER ALS ERWARTET. 300 TONNEN MÜLL! VON NUR DREI TAGEN! FAKTEN!“
Ein Security-Guard versucht zu Erin zu kommen. Du stürzt vor und stellst ihm ein Bein. Spätestens jetzt ist dir klar, dass du das Ende des Abends Seite an Seite mit deinem Date in einer Zelle verbringen wirst.
„DREI TAGE, DIE BEREITS EINEN DERARTIGEN EINFLUSS AUF DAS ÖKO-SYSTEM NEHMEN! DREI TAGE IM JAHR. KEINE DAUERHAFTE BELASTUNG DER NATUR!“
Wieder brandet Jubel auf. Security-Guards kommen durch den Regen auf euch zu.
„WOLLEN WIR IN DIESER WELT LEBEN? DIESE WELT UNSEREN KINDERN HINTERLASSEN? HEUTE IST DER TAG DER LIEBE! BEWEISEN WIR MUTTER NATUR DIESE LIEBE, BEVOR WIR SIE AN UNSERE GIER VERSCHWENDEN! DIES HIER IST KEINE POLITIK MEHR, DAS IST MORD!“
„Erin!“, warnst du. Sie holt aus und donnert das Mikro auf den Boden. Das Geräusch der Rückkopplung lässt alle, einschließlich der Security inne halten. Nur Erin nicht. Sie rennt über die Bühne.
„Spring!“, brüllt sie dich an. Gemeinsam stürzt ihr euch in die Demonstranten. Hände fangen euch, tragen euch und setzen euch schließlich ab. Sirenen ertönen. Eine Polizeistaffel in schwerer Schutzkleidung taucht auf. Irgendetwas brennt.
„Lauf“, fordert Erin dich auf. „Simon! Hol den Bus!“
*
Eine halbe Stunde später sitzt du zerrauft, durchweicht und voller Sprühfarbe eingewickelt in ein Banner auf dem Boden des Wohnwagens, Erin Sofia Wood neben dir. Sie klebt über dem Handy.
„Wir sind auf der Fronsteite der Aldcrest-Nachrichten!“, freut sie sich. „Das WizNet brennt, Leute!“
Jubel unter den Demonstranten. Erschöpft lehnst du dich gegen die Bus-Wand.
„Heute haben wir echt was bewegt“, sagt Erin stolz zu dir. Du grinst zurück, das Adrenalin lässt langsam noch. Mit ihm bleibt nur eine Erkenntnis: Habt ihr auch das kleine Aylescot bewegt, deinen Hintern wirst du heute nur noch ins Bett bewegen.
„Du bist ein echter Rebell“, lobt Erin dich.
„Ja, Mann“, erwiderst du zufrieden. „Ich bin ein Rebell. Ein echter Öko-Rebell.“
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