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Dein Valentins-Date ist

Isa Saintemillion

Isa Saintemillion erwartet dich am Rande des Waldes, über den gerade die Dämmerung hereinbricht. Eine schattige Silhouette vor den Stämmen, und wenn du nicht nach ihr Ausschau gehalten hättest, hättest du sie sicher übersehen.

 

„Hey“, begrüßt du sie, ein wenig nervös, wie dieses Date wohl ablaufen soll. Grüne Augen blicken dich in der Dunkelheit an. Stumm legt sie einen Finger auf die Lippen und du schluckst. Okay, nicht reden. Auch gut. Ein Schauder kriecht dir über die Haut. Eine kleine Geste ihrer Hand. Du sollt ihr wohl folgen. Ehe du noch protestieren kannst, tritt Isa unter die Bäume und dir bleibt nichts Anderes übrig als ihr zu folgen, oder zurück zu kehren in dein warmes Zimmer. Deine Haut kribbelt, Irgendetwas unter den Stämmen hält den Atem an. Du machst einen Schritt nach vorne und gehst ihr nach. Die Entscheidung hast du schon getroffen.

 

Es ist nicht völlig dunkel auf dem Pfad, dämmrig und schattig, doch obwohl es mittlerweile Nacht sein muss, kannst du dennoch deutlich genug sehen, um nicht zu stolpern. Den Pfad vor euch scheint allerdings nur Isa zu finden, sie geht so sicher und so zielgerichtet, als wandele sie auf einer leuchtend gelben Linie, unsichtbar für dich. Ab und an dreht sie sich um und wartet auf dich, ihre grünen Augen achten darauf, dass du nicht verloren gehst. Als ein Baumstamm den Weg blockiert, reicht sie dir ihre Hand. Ein paar Meter weiter stellst du fest, dass du sie noch immer hältst.

 

Äste und Ranken scheinen vor euch zu weichen. Anfangs ist es dir nicht aufgefallen, doch jetzt merkst du, dass der Wald in Bewegung ist. Wie ein Wind, der die Zweige vor euch öffnet, ein Rascheln, dass die Ranken weichen lässt. Es ist der Moment, in dem du begreifst, dass Isa nicht den Weg findet. Der Weg findet euch. Als sich schließlich eine Lichtung vor euch öffnet, verstehst du, dass du am Ziel angekommen bist. Isa kauert sich auf einen Felsen, ganz am Rande und zieht dich mit sanftem Druck neben sich.

„Warte“, sagt sie. Es ist das erste Wort, was du von ihr hörst. Der Mond ist hinter einer Wolkenbank verschwunden, nur seine glühende Silhouette strahlt gegen die grauen Himmelsbanken. Isa stupst an deine Seite und du blickst auf die Lichtung. Direkt über dem Moosteppich ist eine eine kleine Leuchtqualle erschienen.

„Oh“, machst du, als sie sachte durch die Luft schwebt.

 

 

Dem ersten Licht folgt ein Weiteres, dann noch eines. Leuchtpunkt über Leuchtpunkt flammt auf, dreht sich, schwebt in kaum merklicher Bewegung über die Lichtung, die kleinen Tentakeln wabern durch die Luft, als wäre es Wasser. Der Raum auf der Lichtung ist erfüllt von den kleinen Leuchtgestalten, als hätte sich ein Tor zu einer anderen Welt aufgetan. Als der Mond hinter den Wolkenbanken erscheint und Bahnen von silbernem Schein auf die Lichtung wirft, halten die Quallen inne, richten sich nach oben. Kurz glaubst du einen Fisch zu sehen, silbern, geboren aus Sternen, der zwischen den Quallen dahinhuscht. Vielleicht ist es aber auch nur eine Reflexion, oder deine Fantasie spielt dir einen Streich. Sicher ist nur, dass das hier wunderschön ist, auch wenn es vielleicht nicht real sein mag. Und dass Isa noch immer deine Hand hält.

 

*

 

Es ist schon spät, als die letzte Qualle verschwindet, oder vielleicht einfach nur erlischt. Alles kommt dir vor wie ein Traum. Als ein Fuß die Wiesen von Aldcrest berührt, hast du das Gefühl, du würdest gerade erst wach werden. Isa sieht dir in die Augen. Kurz glaubst du, ein Leuchten darin zu sehen, eine Form von silbernem Mondlicht, eingefangen auf der grünen Iris, kleine Fäden von leuchtenden Tentakeln, unter einer zarten, durchsichtigen Pilzhaube.

Nur eine Reflexion, mahnst du dich und hast dich doch unwillkürlich vorgebeugt. Als du schon zurückweichen willst, siehst du, dass Isa lächelt.

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