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Dein Valentins-Date ist

Riley Blooms

„Äh“, machst du und überlegst dir, ob es wohl angebracht ist Kritik zu äußern, während Riley Blooms vor dir steht und strahlt.

„Weißt du“, versuchst du es schließlich vorsichtig. „Ich hab ja nichts gegen Natur und so.“

„Ja, und stell dir vor unter dem freien Sternenhimmel“, fällt dir das Mädchen enthusiastisch ins Wort. „Das ist total romantisch.“

„Ja“, sagst du. „Aber nicht wenn ich erst vier Stunden einen Berg rauflatschen muss.“

„Ach“, sagt Riley und winkt ab. „Wenn wir und beeilen, schaffen wir das auch in drei. Na, los, komm, beeil dich, der Bus fährt sonst ohne uns ab.“

„Wär ja zu schade“, murmelst du und hoffst, dass der dämliche Bus heute einfach ausfällt.

 

Es ist nicht so, dass du große Ansprüche an dein Date gestellt hast. Ein bisschen Romantik eben. Blöderweise hat sich dein Valentinspartner in den Kopf gesetzt, dass es nichts Romantischeres als ein Zelt unter dem freien Himmel gibt. Seite an Seite… Sternbilder suchen…

Die Sache hat nur einen kleinen Haken.

 

„Können wir uns nicht einfach auf die Wiese vor der Schule legen?“, bettelst du, während Riley dich in den Bus zerrt.

„Naah, die Lichter von der Stadt sind zu hell, da sieht man viel zu wenig.“

„Es ist Februar“, versuchst du es erneut. „Ich meine, klar, ein bisschen Natur schön und gut, aber gleich ein ganzer Camping-Trip?“

Riley strahlt. „Awww, du bist ja nervös!“ Sie kneift dich in die Wange. „Musst du nicht, ich beiße doch nicht. Wir machen uns nen voll geilen Abend, du wirst schon sehen.“

Einen Moment überlegst du dir, ob es die Verletzungen wert sind, wenn du aus einem fahrenden Bus springst, entscheidest dich aber für ein Nein. Vielleicht, so versuchst du dir Mut zu machen, wird es ja doch ganz nett. Dein Date ist hübsch, nett, gut gelaunt, unterhält dich während der Busfahrt mit skurrilen Geschichten und Flachwitzen und eigentlich, so denkst du dir, hat es dich ja gar nicht so mies getroffen. Vielleicht wird der Abend ja wirklich romantisch.

 

*

 

Sechs Stunden später bereust du deine Entscheidung. Mit Freuden würdest du dich jetzt aus dem Bus stürzen, ja, dich sogar vor den verdammten Bus schmeißen! Um dich herum ist nichts als Wald und Pampa, immerzu geht es bergauf, der Boden ist total uneben und du hast einen Stein im Schuh, doch seit der letzten halben Stunde ist dein Fuß so taub, dass du es nicht mehr spürst. Dein Atem geht schnell und hechelnd und das nicht, weil dein Date so fantastisch ist, ganz im Gegenteil.

 

„Ich hasse dich“, jappst du, während du dich an einem Stamm anlehnst. „Nie wieder. Das ist offiziell...“ Du jappst. „Das schlimmste Date aller Zeiten.“

Riley runzelt die Stirn. „Ich hab nicht gewusst, dass du untrainiert bist“, sagt sie.

Das Einzige, was dich daran hindert, sie einfach die nächste Bergwand runterzuschmeißen, ist die Tatsache, dass du ohne sie keinen Plan hast, wie du in dieser Wildnis nach Hause finden sollst. Riley schwitzt nicht mal. „Hey, in zwei Stunden sind wir am Gipfel“, versucht sie es mit Optimismus. Das gibt dir den Rest.

„Nein“, erklärst du und lässt dich auf den Hosenboden fallen. „Es ist kalt, ich mag nicht mehr, ich will nach Hause und mir tun die Füße weh.“

„Du bist echt ein Baby“, stellt Riley fest, doch als sie den Wahnsinn in deinen Augen sieht, gibt sie nach. „Schon gut, ich baue unser Zelt auf und koch uns was zu essen.“ Sie zaubert aus ihrem Touren-Rucksack einen Campingkocher und ein Zwei-Mann-Zelt und reicht dir sogar ein Bier.

„Ich wollte dir das eigentlich erst auf dem Gipfel geben“, sagt sie. „Aber du warst ja ganz tapfer.“

 

Innerhalb von einer halben Stunde hat Riley das Zelt in den Boden gerammt, eine matschige Dosensuppe aufgekocht und dich in einen Thermoschlafsack gepackt. Jetzt liegt ihr nebeneinander auf dem Boden und blickt in den Sternenhimmel. Zugegeben, hier oben ist er wirklich schöner, die Sterne wirken so viel heller und so viel näher.

„Wunderschön, oder?“, sagt Riley.

„Hm-hm“, machst du. Mehr ist nicht drin, deine Energien hat die Wanderung aufgebraucht.

„Das ist der große Wagen“, plappert Riley und deutet in den Himmel. „Oder auch großer Bär. Dient dazu den Polarstern zu finden, damit man sich orientieren kann. Der ist nahe beim Nordpol und massiv hell, deswegen kann man leicht damit die Richtung finden. Nicht zu verwechseln mit dem Sirius, übrigens. Der liegt nämlich südlich und ist sechsundzwanzig Mal heller als der Polarstern. Krass, oder? Wusstest du, dass...“

 

Du hörst schon nicht mehr hin. Während Riley noch redet, schläfst du neben ihr ein, den Polarstern über dir. Vielleicht, so denkst du dir im Wegdämmern, war der Valentinstag doch nicht ganz so scheiße. Nicht total wenigstens. Und immerhin hatte sie Bier dabei. „Nächstes Jahr schaffen wir auf jeden Fall den Gipfel“, hörst du sie noch sagen.

„Jetzt machs doch nicht kaputt“, erwiderst du im Halbschlaf. Das Letzte was du hörst, bevor du wegdämmerst, ist ihr Lachen.

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