Aldcrest-Adventskalender
2022
13. Dezember
Anns Künstlerstudio
mit Ann
Art by the Squad (13)
Half-Faces (Part 4)-Ishan
mit Larry
"You should see the other guy."
Cadies Zelt der Wahrheit (Part 2)
mit Ella
Termin 12. 26 Uhr - Evelyn und Rebecca
Der nächste Termin war von Evie und Rebecca gebucht worden. Beide nahmen das Ganze nicht so ernst.
„Wir sind beste Freundinnen“, beantwortete Becky Cadies Eingangsfrage fröhlich. „Allerbeste.“
Evelyn nickte bestätigend.
„Und du liest uns jetzt die Zukunft, oder was?“
„Nicht so skeptisch“, mahnte Cadie. „Das verzerrt meine Vorhersage… setzt euch, setzt euch und macht euch frei…“
„Äh…“ Evelyn räusperte sich. „Wir sollen uns ausziehen?“
„Nein, ahahaha, im Kopf frei!“ Cadie fand das urkomisch. „Du bist echt voll Ferkel. Wenn du eine Ferkel-Frage beantwortet willst, kostet das aber extra.
„Oh Mann.“ Evelyn kam der Gedanke, dass das Ganze vielleicht doch nicht so eine gute Idee gewesen war. Rebecca hatte jedoch die Katze entdeckt.
„Awww, ein Katzi… komm her…“ Sie schnalzte. Die Katze starrte sie aus großen, dümmlichen Augen an. Sie bewegte sich keinen Millimeter.
„Komm her, du Hübscher“, lockte Rebecca erneut. „Oh, was ist denn mit deinen Ohren passiert?“
Cadie reckte das Kinn. „Seine Ohren sind perfekt. Genau wie Lauser. Was sind eure Fragen an mich?“
Evelyn und Rebecca ließen sich auf die Kissen sinken, auch wenn Rebeccas Aufmerksamkeit noch immer auf der kleinen Katze lag, die verständnislos zu den Neuankömmlingen blickte. Evelyn seufzte.
„Fein… meine Frage ist… was hält die Zukunft in den nächsten Jahren so bereit? Finde ich einen vernünftigen Mann? Oder sind die alle ausgestorben? Werde ich mal reich und bekomme auf dem Wohnungsmarkt eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit Südbalkon?“
„Aaaah“, machte Cadie. „Eine gute Frage. Ich werde die Karten mischen.“
„Ich dachte, Karten sind nur für Pärchen.“
„Ach, der Begriff ist ja dehnbar.“
Äußerst unprofessionell mischte Cadie die Karten durch. Zweimal fiel eine herunter. Evelyn rollte die Augen. Dann legte Cadie die erste Karte aus. „Der Stern der Klarheit“, verkündete sie. „Er steht für die Zukunft, für die Fruchtbarkeit. Du, Evelyn, wirst einmal viele Kinder bekommen.“
„Was?“ Evelyn verzog angeekelt das Gesicht. „Ich mag aber keine Kinder. Und bist du dir ganz sicher, dass ‚der Stern der Wahrheit‘ wirklich für Kinder steht?“
„Er steht auch für Herpes“, erklärte Cadie. „Aber ich habe beschlossen, die Karten positiv zu lesen.“
„Oh Mann.“ Evelyn begriff, dass diese Sitzung auf die Liste ihrer größten Fehler wandern würde. Cadie legte die nächste Karte aus.
„Die Wasser von Nyx. Sie stehen für einen Mann in deinem Leben, ein schönen Mann mit reinem Herzen und gutem Willen. Aber sehr viel Brustbehaarung.“
„Damit kann ich leben“, brummte Evelyn. „Und weiter?“
„Die letzte Karte… die Drachenschuppe… ich hab gute Nachrichten, Evelyn. Du wirst mal richtig reich. Ich sehe eine Villa. Zwanzig Zimmer. Personal. Und… einen POOL!“
„Oha“, machte Evelyn. Da hatte Cadie ja noch die Kurve gekriegt. „Ich denke, damit kann ich leben. Bis auf die Kinder. Aber vielleicht ist es ja doch Herpes.“
„Ich drück dir die Daumen.“
„Dan…ke.“
Rebecca war noch immer gänzlich von ihrer Aufgabe eingenommen, stumm die Katze zu überzeugen, zu ihr zu kommen. Die Katze ignorierte sie.
„Was ist deine Frage, Rebecca?“
„Kann ich die Katze streicheln?“
Cadie betrachtete das Tier. „Lauser sagt nein. Hast du noch eine Frage?“
„Äh… warum nicht?“
„Er mag dein Parfum nicht.“
„Aber ich trage gar kein Parfum!“
Cadie räusperte sich. „Zwei Fragen hattest du schon. Eine kriegst du noch.“
„Oh…“ Rebecca überlegte schnell. „Ich würde später mal gerne in Disneyland arbeiten, das wäre mein Traumberuf… was sagt die Zukunft?“
Wieder betrachtete Cadie ernst die Katze. Diese bewegte sich nicht einmal, dennoch schien Cadie eine Antwort aus dem Schweigen ablesen zu können.
„Lauser sagt, ja, du arbeitest in Disneyland.“ Cadie machte eine dramatische Pause. „Als Hotdog-Verkäuferin.“
„Oh, wow“, machte Evelyn säuerlich, doch Rebecca riss die Augen auf.
„Wirklich? Auf der Main Street? Kriege ich ein Kostüm? Darf ich eine Prinzessin sein?“
„Sorry.“ Cadie verschränkte die Arme. „Du hattest schon drei Fragen. Wenn ich noch etwas herausfinden soll, musst du nochmal bezahlen.“
Rebecca blickte zu Evelyn. „Sollen wir nochmal…?“
„NEIN! Meine Güte, Becky.“
„Aber ich will doch wissen…“
Kopfschüttelnd packte Evelyn sie am Arm. „Danke, Cadie. Das war sehr… erleuchtend.“
Cadie hob beide Daumen. „Schreibt mir eine tolle Bewertung!“
Termin 12.45 Uhr - Ally und Heath
Heath konnte sich nicht daran erinnern, sich für eine von Cadies Wahrsagestunden eingetragen zu haben. Allerdings traf zwei Tage nach der ersten E-Mail eine weitere von Cadie ein, in der seine Terminanfrage und der Zahlungseingang bestätigt wurden. Nachdem er sie dann auch noch den ganzen Tag nicht auffinden konnte, blieb ihm nichts anderes übrig als zum festgelegten Termin zu erscheinen um sein Geld zurück zu fordern.
So kam es, dass er nun in dem abgedunkelten, verrauchtem Zimmer neben Ally saß, die ihm zugeteilt worden war. Cadie selber hockte ihnen gegenüber und kraulte ihre Katze, die sie in dem Armen hielt.
„Also meine Lieben, ich sehe, dass ihr keine Liebespaar seid. Aber vielleicht werdet ihr eins… soll ich meine Karten fragen, ob…?“
Das Nein, das Cadie unterbrach, kam einstimmig von Heath und Ally.
„Ich würde gerne wissen, wieso ich einen Termin bei dir bezahlt habe, den ich nie gebucht habe.“ Heath verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Cadie hob die Augenbrauen und sah dann Ally an.
„Und was möchtest du wissen?“
„ Ich würde gerne wissen, warum mir jemand zugeteilt wurde? In der E-Mail stand nichts von einer weiteren Person!“ Ally nickte in Heath‘ Richtung.
„Okay, Leute, das sind echt bescheuerte Fragen. Ich könnte euch alles über eure Zukunft sagen, aber wie ihr wollt! Ich befrage die Karten. “ Cadie hob Lauser aus ihrem Armen und reichte ihn weiter an Heath.
„Halt mal.“ Lauser zappelte, als er weitergereicht wurde. Er schaute Heath mit großen Augen an, unsicher ob er bleiben oder flüchten sollte. Doch sobald Heath vorsichtig über sein Köpfchen strich, fing er an zu schnurren.
„Awwwww. Du bist ja richtig flauschig.“ Seine Augen leuchteten auf.
Cadie nahmen den Stapel Karten vom Tisch und begann zu mischen.
„Echt jetzt? Du legst wirklich Karten?“ Ally war verwirrt „Dir sind da grade Karten runtergefallen!“
Cadie hob einen Teil der Karten vom Boden auf und mischte ihn irgendwo zwischen die anderen, dann zog sie die erste Karte.
„Natürlich leg ich die Karten. Du hast doch nicht etwa an meinem Talent gezweifelt? Ohhh, die Herrscherin.“ Sie sah Heath ernst an. „Diese Karte steht für lernen und Mütterlichkeit, aber auch für Neid und Unzuverlässigkeit.“ Sie zog die zweite Karte. „Der Wagen. Abenteuerlust und Leichtsinn.“
Heath machte große Augen. „Und? Was bedeutet das?“ Cadie zog dramatische die letzte Karte.
„Der Gehängte?“ In seiner Stimme schwang Angst mit. „Der Gehängte steht für Erlösung und Krise. Das bedeutet… du wirst dich durch deinen mütterlichen Neid auf ein Abenteuer einlassen. Leichtsinnig, wie du bist, wirst du durch die Erlösung eine Krise haben.“
„Das macht überhaupt keinen Sinn!“ Ally war unbeeindruckt. Heath, der lauschte, begann Lauser hektischer zu streicheln, was dieser offenbar nicht bemerkte.
Ally ärgerte sich: „Wann wird das passieren? Warum wir es passieren? Was für ein Abendteuer? Und das beantwortet nicht meine eigentliche Frage!“
„Mehr Fragen kosten extra!“
„Also, ich glaube definitiv nicht an die Karten und so wie du die grade gemischt hast, schon dreimal nicht. Außerdem dachte ich, das hier wird ein privates Treffen unter uns beiden. Nicht zu dritt.“ Ally zwinkerte Cadie zu, die anfing zu lachen.
„In meiner Email stand doch, dass ich Freunde zuteile für die, die keine haben. Aber ich bin auch gerne deine zweite beste Freundin.“ Sie zog das Pendel zwischen den Kissen, auf den sie saß, hervor und es begann zu schwingen.
„Das meine ich nicht. Aber warum nur zweite beste?“ Das Pendel schwang immer schneller.
„Weil Charrie meine allerbeste Freundin für immer und ewig Nummer eins ist! OH, oh. Heath! Ich sehe Veränderung in deinem Leben. Du wirst unerwartete Entscheidungen treffen müssen und dein Hund bekommt eine Erkältung.“
Heath war genauso verwirrt wir Ally zuvor. „Ich hab keinen Hund.“
„Das Pendel lügt nicht!“ Cadie streckte ihre Arme nach Lauser aus. „Gib mir jetzt meine Katze zurück! Sie liebt dich zu sehr!“ Mit einem Seufzer reichte er Lauser zurück zu Cadie.
„Ich will immer noch mein Geld wieder“, schmollte Heath.
„Ich bezahl dich ich in Keksen!“ Ally zog eine Packung vegane Schoko-Kekse aus ihrer Tasche. Cadie riss die Packung sofort auf und stopfte sich einen Keks in den Mund.
„Ihr müsst jetzt gehen. Meine nächsten Kunden warten.“
Vor der Tür blieb Ally stehen. „ Du hast dir dafür echt dein Geld abzocken lassen?“
„Du hast die deine Kekse dafür abzocken lassen.“ Heath wurde leicht rot bei ihrer Frage.
„Das waren nicht meine Kekse. Die lagen in meinem Zimmer rum. Die Wird schon keiner vermissen.“