
Deine Augen finden Ishan. Und du weißt längst, dass du eine Entscheidung getroffen hast. Die Ritter im Keller mögen verloren sein. Vielleicht waren sie es schon von Anfang an. Die Prinzessin ist es ebenfalls. Doch Ishan kann diese Mission nicht einfordern. Sie darf ihn nicht einfordern. Du straffst dich.
„Ich gebe dir den Kuss“, gibst du mit fester Stimme zur Antwort. „Lass Ishan gehen. Entlasse ihn unbehelligt aus dem Schloss. Und der Kuss und meine Freiheit sollen dein sein.“
Ishan sagt kein Wort. Entsetzt blickt er dich an.
Klappernd fällt dein Schwert zu Boden. Der Drache knurrt drohend. Doch Prinzessin Charity hebt beeindruckt eine Augenbraue.
„Für diesen Diener gibst du alles auf? Ist er deine Freiheit wert?“
„Er ist es“, sagst du. Du reichst Prinzessin Charity die Hand. „Ich opfere mich für Ishan. Nimm mich für ihn.“
Stille steht zwischen den alten Mauern wie der Nebel am Morgen über den königlichen Sümpfen. Da ist nur Ishan, der sich entsetzt anstarrt. Der Drache, der drohend durch geschlitzte Augen blinzelt. Und Charity, die böse lächelt. Sie versetzt Ishan einen Schubs Richtung Drache und reicht dir die Hand.
„Komm her, Held von Aldcrest“, spottet sie. „Und zeige, dass nicht nur leere Worte hinter deinen Absichten stehen.“
Du nimmst ihre Hand. Du musst dich nicht fürchten. Es ist keine Lüge. Du bist bereit, dich für Ishan zu opfern. Charity erkennt und ihr Lächeln wird breiter.
„So komm“, fordert sie. Charitys Lippen nähern sich deinen. Dein Herz klopft wie wild. Doch deine Entscheidung steht fest. Du kannst ihren süßen Atem bereits auf deinen Wangen spüren. Ihre Finger schlingen sich wie Ranken in deine. Und dann treffen Lippen auf Lippen.
Du spürst die Macht darin, die Magie und die unendliche Kraft. Du schließt die Augen und akzeptierst dein Schicksal. Du wartest darauf, dass deine Willenskraft verschwindet. Wie fühlt es sich an, wenn man den Befehlen einer Fremden folgen muss? Wenn sie einem die Kraft stiehlt? Du fühlst dich nicht anders als zuvor. Ist es schon vorbei?
„Was?“, flüstert Charity. „Aber… das kann nicht sein? Wieso…?“
Sie starrt dich an, ihre Nasenspitze nur Millimeter von deiner entfernt.
„Du hast dich mir hingegeben“, flüstert sie. „Warum funktioniert es nicht? Wieso wirkt mein Kuss nicht? Es ist der Kuss der wahren Liebe!“
Es dauert einen Moment, bis du verstehst. „Aber… mein Herz… es gehört nicht dir.“ Ihr starrt euch an.
Was hat Sir John gesagt? Sein Herz gehörte bereits einer anderen. Und auch Sir Heath trug nicht ihren Namen in den Gedanken, als Prinzessin Charity nach seinem Arm griff. Du beginnst, zu begreifen. Dein Herz gehört einem anderen. Du hast es bereits vergeben. Prinzessin Charity hat keine Macht über dich.
Sie begreift es im gleichen Moment wie du.
„Alec!“, schreit sie nach ihrem Drachen. „Alec, töte sie! Töte sie beide!“
Es klirrt, als Ishan das Schwert aufhebt. Wie eine silberne Sternschnuppe fliegt es durch die Luft, als du es fängst. Mit einem Ruck packst du Charity und richtest das Schwert gegen sie.
Der Drache faucht. Sein Maul öffnet sich drohend. Doch du hältst das Schwert drohend der Prinzessin an den Hals.
„Zurück!“, brüllst du das Tier an. „Zurück!“
„Töte!“, schreit Charity. Sabber tropft ihr das Kinn hinunter. „Töte, Alec!“
Der Drache verharrt. Er sieht seine Herrin gefangen. Und Ishan an deiner Seite. Vielleicht ist das deine Chance. Du fuchtelst mit das Schwert vor der Prinzessin herum. Und der Drache weicht einen Schritt zurück.
„Ab mit dir!“, brüllst du den Drachen an. „Na, los, kusch dich! Oder ich töte die Prinzessin!“
„Du lüüüügst“, brüllt Charity. „Du lüüüügst, töte diese Schabe, Alec!“
Natürlich lügst du. Aber hier geht es darum, dem Drachen, der ganz offensichtlich unter Stockholm-Syndrom leidet, von etwas anderem zu überzeugen. Jetzt erst siehst du, dass er eine eiserne Kette um ein Fußgelenk trägt. Noch ein Gefangener der Prinzessin.
„Willst du es drauf ankommen lassen?“, schnauzt du ihn an. „Ab auf deinen Platz! Na, los! Kusch!“
Der Drache zögert. Er sieht die schreiende Prinzessin. Er sieht das blanke Metall. Und endlich, endlich neigt er das Haupt. Du machst dir einen Knoten, diesem Drachen einen guten Therapieplatz zu suchen, sobald das Abenteuer überstanden ist. Mit einem drohenden Blick auf das Tier fesselst du gemeinsam mit Ishan Prinzessin Charity mit der Vorhangkordel und knebelst sie, damit sie aufhört, herumzuschreien. Als du Anstalten machst, mit Prinzessin Charity den Raum zu verlassen, wird er unruhig und reißt an der Kette.
„Wir sollten ihn töten“, schlägt Ishan vor. Der Drache zuckt geschockt zusammen.
„Sei nicht so herzlos“, mahnst du ihn. „Wir lassen ihn hier zurück.“
„So soll er verhungern“, entscheidet Ishan zufrieden und jetzt fiepst der Drache geschockt.
„Unsinn“, beschwichtigst du. „Wir kommen zurück und kümmern uns um ihn.“ Du wendest dich an Alec, den Drachen. „Ich kann dich nicht mitnehmen“, erklärst du der Echse. „Das ist zu gefährlich. Aber ich verspreche dir, ich schicke jemanden, der sich um dich kümmert.“
Der Drache zerrt an der Kette. Jetzt winselt er.
„Es geht nicht“, wiederholst du. „Ich kann dir leider nicht vertrauen. Tut mir Leid, Drache. Aber du musst hier bleiben.“
Der Drache schnieft. Doch als du den Raum verlässt, hörst du, wie er leise anfängt zu heulen. Du bist schon drei Stufen hinuntergegangen und hältst inne. „Oh, for fuck‘s sake…“
Grimmig drückst du Ishan die verschnürte Prinzessin in den Arm und drehst um: Der Drache blickt auf, als du den Raum, betrittst und sieht dich mit großen Augen an.
„Fein“, sagst du zu ihm. „ich mach dich los und lass dich frei… WENN du… hör auf zu hüpfen, ich bin noch nicht fertig… WENN du mir versprichst, dass du dich benimmst, niemanden frisst und auf nichts hörst, was diese Prinzessin zu dir sagt, okay? Verstanden?“
Der Drache nickt heftig.
„Hab ich dein Wort?“
Wieder ein heftiges Nicken. Mit strengen Blick löst du die Kette an der Wand. Mann, dieser Drache ist wirklich leicht beeinflussbar. Als du ihn losmachst, springt dich fast um, pustet dir eine Fuhr Rauch ins Gesicht und du tätschelst ihm den Kopf.
„Jaja, ich liebe dich auch.. und jetzt ab mit dir.“
Freudig hüpft die riesige Echse etwas plump zum Fenster, klettert auf den Sims und breitet die Flügel aus. Du siehst ihr nach, wie sie sich in den Nachthimmel erhebt zwei Loopings fliegt und davonschwirrt. Wow, das ist ein glücklicher Drache da draußen. Prinzessin Charity nimmst auf der Treppe du den Schlüssel vom Hals und wischst den Sabber ab. Dann marschiert ihr gemeinsam den Turm herunter und in die Kerker.
Als ihr den Erdboden erreicht, hält Ishan dich auf und legt dir eine Hand an die Wange.
„Du hast mich gerettet“,sagt er. „Niemand hat das je getan. Aber du...“ Er schüttelt den Kopf. „Ich stehe tief in deiner Schuld und werde dir diese Tat nie vergessen. Wahrlich.“
„Du schuldest mir nichts“, erinnerst du ihn. Kurz lehnt er seine Stirn an deine.
In den Kerkern warten die Gefangenen auf euch und ihr schickt euch an, die Käfige zu öffnen und sie zu befreien. Meine Güte, die Ritter sind wirklich nicht im besten Zustand. Ihr sammelt sie alle ein, findet ein paar Lumpen, die jetzt als Kleider herhalten müssen und dann macht ihr euch mit dem Gespann auf den Weg.
Es ist ein weiter Weg durchs Land des Feuers und die Ritter allesamt am Ende ihrer Kräfte. Ihr lauft die halbe Nacht und macht dann ein Feuer mit dem wenigen Holz, dass ihr sammeln konntet. Am nächsten Morgen scheuchst du alle auf und ihr marschiert bis an den Waldrand, wo du einen kleinen Fluss findest. Du zwingst alle, sich zu waschen, auch Sir Angel, der erst nicht will und schickst dann Ishan vorweg, um Hilfe zu holen. Am Ende des Tages erreicht ihr das Innere des Waldes, campt an einem Fluss und da stößt auch schon Ishan zu euch, der ein Dorf aufgetrieben hat und von dort Kleider und Nahrung bringt. Du fütterst deine Truppe (auch die Prinzessin), kleidest die Ritter ein und schneidest ihnen die verfilzten Haare ab (nur Sir Angel will wieder nicht, aber der kann dich jetzt mal. Soll er halt rumlaufen wie ein Penner). Du betrachtest die Truppe der zerschlagenen Ritter und haderst mit dir. Sollst du sie wirklich zurücksenden an den Hof von König Ace? Sie sehen allesamt so aus, als könnten sie eine Weile Urlaub vertragen. Vielleicht solltest du dich um sie kümmern, bevor die Prinzessin nach Hause bringst. Oder hast du vielleicht noch einen anderen Auftrag? Einen wichtigeren?
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Nope, du hast deine Pflicht erfüllt. Kümmere dich um die Ritter und suche ihnen allen ein gutes zu Hause. Oder einen Therapieplatz. Was auch immer sie gerade brauchen.
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Nein, Charity war nicht die einzige Dame, die deine Hilfe braucht. Folge diesem Button, falls sich Evelyn für dich geopfert hat und du dir selbst ein Versprechen gegeben hast, sie zurückzuholen. Wenn nicht, oder wenn du Evelyn ihrem Schicksal überlassen möchtest, dann geh die Ritter versorgen.