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Wieder folgt ein Tagesritt. Ein großes Stück des Wald liegt vor euch, König Ace‘ Märchenwald. Am Abend habt ihr ihn endlich hinter euch gelassen. Hier liegt die Grenze zwischen Zivilisation und Wildnis. Hier wird es keine Feen und keine Zivilisation gebenn. Hier ist der Wald nicht satt und schützend. Ab hier herrscht nur das Gesetz der Wildnis. Du hast von Einhörnern gehört, die hinter giftigem Efeu lauern, Blut an ihrem scharfen Horn. Von Räuberbanden, die wie aus dem Nichts auf einsame Wanderer herabstürzen. Von Werwölfen, die den Mond anheulen. Ab jetzt ist Bedacht gefragt. Auch deine Begleiter sehen sich unsicher an.

„Wir sollten hier am Waldrand unser Nachtlager aufschlagen“, schlägst du vor. „Reiten wir erst einmal durch, so müssen wir im wilden Wald übernachten und sind ein leichtes Opfer. Ganz werden wir es heute nicht mehr durchschaffen.“

Evelyn und Ishan nicken.

 

Ihr schlagt euer Nachtlager auf, versorgt die Pferde und macht eine Feuer. Dunkelheit senkt sich über den Wald. Rot geht die Sonne hinter den Bäumen unter.

„Wir sollten eine Wache für heute Nacht aufstellen“, schlägst du vor. So ganz geheuer ist dir der Wald nicht. „Ich möchte heute Nacht nicht von Räubern oder Wölfen überrascht werden.“

Evelyn und Ishan stimmen zu. Ihr lost und du verlierst. Damit ist die erste Wache deine.

Während Ishan und Evelyn sich also zusammenrollen und beinahe sofort einschlafen (der Tag war eben doch lang und fordernd), blickst du nach oben in den Nachthimmel. Tausend Sterne funkeln dort über den Tannenspitzen, so weit und so klar, wie Sommersprossen auf einem blauen Gesicht. Ob Prinzessin Charity auf dieselben Sterne blickt wie du gerade? Ob sie ahnt, dass Rettung naht? Oder hat sie die Hoffnung bereits aufgegeben?

Der Gedanke an die Prinzessin versetzt dir einen Stich. Beinahe hättest du das Rascheln überhört. Das Knacken eines Zweiges. Mit einem Ruck bewegt sich dein Kopf. Du kneifst die Augen zusammen. Starrst in die Dunkelheit. Ist dort jemand? Nein, du musst dich getäuscht haben. Da ist nur der Wald, die Dunkelheit und… Bewegung. Am Waldrand bewegt sich etwas. Du spitzt die Ohren. Ein leises Klirren. Stahl.

Räuber.

Blitzschnell schießt deine Hand zu Evelyn, die dir am nächsten liegt. Mit dem Fuß erwischst du Ishan.

„Räuber“, flüsterst du. „Evie, Ishan wacht auf! Räuber.“

Evelyn schlägt die Augen auf. Und Ishan fährt in die Höhe.

„Was?“

„Dort… da hinten im Wald.“

Auch Evelyn ist jetzt hellwach und springt auf die Füße.

„Gehe hinter mich“, weist du sie an. Immerhin bist du hier der Held. Lautlos ziehst du dein Schwert. Der Stahl sirrt kaum hörbar in der Luft, als du es aus der Scheide ziehst. Jetzt ertönt Lachen. Lautes dunkles Lachen. Ishan fährt herum wie eine Katze und du mit ihm. Das Schwert auf den Waldrand gerichtet.

Evelyn strafft sich.

„Wenn sie kommen“, flüsterst du. „bleibt hinter mir. Ich werde mein Möglichstes tun, euch zu beschützen. Seht ihr eure Chance, so lauft!“

„Warte“, flüstert Ishan. „Vielleicht gibt es einen besseren Weg? Wir sind ihnen unterlegen… wir sollten versuchen, mit ihnen zu verhandeln.“

„Verhandeln?“ Du hast Einiges über die Räuberbanden im Wald gehört. Doch nie, dass sie mit jemandem verhandelt hätten. Geld oder Leben. Manchmal beides. Dies sind die Regeln.

Wieder erklingt das Lachen. Dort draußen müssen mindestens zehn Leute sein. Und ihr seid nur zu dritt.

„Bedenke unseren Auftrag, edler Held“, stimmt Evelyn zu. „Vielleicht lassen sie ja mit sich reden.“

Du haderst mit dir. Doch da tritt eine Gestalt ins Licht des Feuers. Ihr folgt eine weitere. Und noch eine. Männer und Frauen in Leder und dunkle Stoffe gehüllt. Schwerter in den Händen. Fünf, nein… zehn… zwanzig Gestalten! Sie ziehen einen Kreis um euch und euer kleines Lagerfeuer. Ihr seid umzingelt. Du hebst das Schwert, als ein Fremder in einem großen Hut nach vorne tritt.

„Noch ist Zeit“, flüstert Ishan.

Möchtest du...

...versuchen zu verhandeln?

... in den Kampf ziehen? So können wenigstens Ishan und Evelyn mit etwas Glück entkommen.

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